Sonntag, 18. August 2019

Erwartungen

Irgendwie komisch diesem Blog mit einem Post über Erwartungen wieder aufleben zu lassen. (ja vor laaaanger Zeit habe ich schon mal in diesem Blog geschrieben)

Erwartungen an andere, Erwartungen am mich, mein ganzes Leben ist irgendwie geprägt von ihnen. 

Heute früh wurde eine meiner eigenen Erwartung enttäuscht. 
Das war frustrierend, ziemlich frustrierend sogar! 
So frustrierend das ich spontan mitten im Wald stand und vor Wut über diese Enttäuschung geheult hab.
So frustriert, das es in der Entscheidung gegipfelt ist, hier wieder zu schreiben.
Was war also passiert?

Im Moment ist mein Leben gerade „mittelmäßig“ anstrengend

-      Ich studiere mit über 40 nochmal
-      Ich habe im September meine mündliche Abschlussprüfung
-      Bis Ende Dezember muss meine Masterarbeit fertig sein
-      Seit einer Woche unterrichte ich 18 Stunden an einer Förderschule
-      3 meiner 4 Kinder, mein Mann und eine Katze leben noch zu Hause 
-      Natürlich habe ich den Anspruch jeden Tag selbst für meine Familie zu kochen (keine Fremdbetreuung)
-      Wir haben ein kleines, altes, renovierungsbedürftiges Haus 
-      Zum Haus gehören 1000 Quadratmeter Garten
-      und außerdem hab ich grad die irre Idee, den Planeten auf dem ich lebe ein bisschen besser zu behandeln und versuche darum möglichst alles mit dem Rad statt mit dem Auto zu erledigen. 

Neben all dem habe ich dann heute Morgen, nach fast 4 Wochen Pause und 2 Tagen Sitzen in der Uni erwartet, dass ich 
einfach so, ohne Probleme, mal eben schnell, meine große Morgenrunde, auf die ich 2 Monate mühsam hintrainiert habe, 
laufen könnte. 

Große Enttäuschung und Wut also, als ich das Vorhaben nach 2 km abbrechen musste, weil Sehnen und Muskeln in meiner Hüfte einfach nur noch „AUA“ geschrien haben. 
Während ich dann also die Abkürzung nach Hause gegangen bin, hatte ich Zeit zum Denken. 

Warum um alles in der Welt hab ich überhaupt erwartet, das ich das schaffe?! 
Gottkomplex?
Oder matschig in der Birne von all den Motivationssprüchen mit denen ich in social media zugeballert werde?

„Du kannst alles schaffen, wenn du nur an dich glaubst!“ 

„Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen!“

„Hör nicht auf wenn es weh tut, hör auf wenn du fertig bist!“

„Es wird nicht leichter, du wirst besser!“ 

Ist das der Grund für meine unrealistischen Erwartungen?

Ich könnte jetzt so tun als wäre das heute Morgen eine Ausnahme.
So tun als wäre ich total reflektiert, natürlich habe ich keine oder nur angemessene Erwartungen an andere. 
Ich bin immer ganz offen und freue über alles was mir dann gutes und unerwartet positives wiederfährt. 
Stimmt aber nicht! 

Immer wieder ertappe ich mich dabei total unrealistische Erwartungen zu haben und dann mindestens innerlich wütend zu werden, wenn sie von mir oder anderen nicht erfüllt werden.

An meinem ersten Schultag letzte Woche zum Beispiel. 
Ich bin ein Mensch der gerne besondere Momente zelebriert, Geburtstage, den Beginn von Etwas, Abschlüsse, Abschiede, Feiertage… 
Meine Leute machen das jetzt zwar seit 25 Jahren mit, aber ob es ihnen genauso wichtig ist wie mir, da bin ich mir nicht ganz sicher. 
So war die Enttäuschung an meinem „ersten Schultag“ groß!
Es war einfach ein Tag wie jeder andere. Früh aufstehen, Kinder wecken, Alles für die Schule vorbereiten und wenn alle weg sind, schnell noch meinen eigenen Kram fertig machen und dann in die Schule zu meinen ersten Arbeitstag als Lehrerin. 
Nichts war daran besonders, nichts wurde zelebriert. Nicht das weggehen, nicht das Wiederkommen, Nichts. Ein Tag wie jeder andere Arbeitstag auch.
Hab ich erwarte, dass meine Familie den Tag besonders macht? Ja. 
Haben die anderen das gewusst? Keine Ahnung.
Hab ich gesagt das ich mir das wünsche? Nein. 
War ich, trotzdem mir das alles klar ist traurig? Ja.

Das ist wohl auch das entscheidenden bei Erwartungen. Sie sind manchmal nicht mit Logik zu knacken. 
Trotzdem glaube ich, es ist hilfreich Erwartungen, die wir an andere haben, aussprechen. Die Anderen verstehen dann vielleicht warum wir manchmal traurig, wütend oder auch einfach nur neben der Spur sind. 

Mit den Erwartungen an uns selbst ist das nicht viel anders. Bei aller fehlenden Logik sollten wir uns von Zeit zu Zeit trotzdem selbst mal sagen, was wir von uns erwarten und einen kleinen Realitätscheck machen. 

Manchmal hilft es Dinge laut aussprechen und sich bewusst zu machen wie irrwitzig das ist was man da grad von sich erwartet oder ein kleiner 2 km Spaziergang am Morgen. 

Philosophischer wird’s an dieser Stelle jetzt nicht mehr. 
Ich habe auch nicht den ultimativen Tip für den Umgang oder das Formulieren von adäquaten Erwartungen.
Aber ich hab etwas für mich gelernt und das teile ich hier mit Euch: 
Sei langmütig mit dir selbst!

Ich für meinen Teil starte morgen dann wieder neu mit meinem Lauftraining. 
Alles auf Anfang. Weil die Logik mir sagt, dass mein Körper das nun mal grad nicht anders kann. 
Der Rest kommt dann schon. 

Wer den ersten Beitrag bis hier gelesen hat, dem sei für zukünftige Post gesagt:
Wer hier einen sortierten Blog mit einheitlichen immer gut durchdachten Posts erwartet, der ist hier falsch.
-->
So bin ich einfach nicht. ;-)

1 Kommentar:

  1. Und weil du nicht so bist und ich mich wieder einmal wiederfinde, folge ich dir auf insta und nun hier. Grins. :-)
    Gute Besserung und einen guten Lauf- Start. Und viel Spaß beim Bloggen!!! LG Maike (maike_s_alltagsglueck)

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